Wir beide wussten, es war was passiert - Poetische Jugendbuch-Perle



Gebundene Ausgabe | 208 Seiten | Thienemann Verlag | Übersetzung: Uwe-Michael Gutzschhahn | Hier kaufen

"Tschüss, Dad.
Den Alkohol hab ich mitgenommen.
Trink das hier stattdessen 
zur Feier, dass sich dein Sohn
aus dem Staub macht."
Der alte Dreckskerl kriegt einen Anfall.
Und ich?
Bin weg." 
(S. 8) 

Weil er es mit seinem ewig betrunkenem und Schläge verteilenden Vater nicht mehr unter einem Dach aushält, reißt Billy von Zuhause aus. Er springt auf den nächstbesten Güterzug und landet in Bendarat, wo er sich ein neues Leben aufbauen will. Hier lernt er den Obdachlosen Old Bill kennen, der im Güterwaggon neben ihm wohnt und der die Last seiner traurigen Vergangenheit nur mit Alkohol ertragen kann. Und er verliebt sich in Caitlin, die trotz des Reichtums ihrer Eltern freiwillig bie McDonalds die Böden wischt. Und obwohl die Drei nicht unterschiedlicher sein könnten, entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen ihnen. Keiner ahnt, dass sie alle drei das Leben der anderen verändern werden...

Was für ein Überraschungshit! Da es keine wirkliche Inhaltsbeschreibung zu diesem Buch gab, als ich dazu griff, bin ich ohne jegliche Erwartungen an die Geschichte herangegangen und war schon nach den ersten Seiten gebannt von Billys Erzählung. Es ist die Geschichte eines Ausreißers, der sich in dem kleinen Städtchen ein neues Leben erschafft, dabei eine ungewöhnliche Freundschaft knüpft und die erste große Liebe findet.

Billy erschien mir reifer als seine sechzehn Jahre es vermuten lassen. Ohne jeglichen Plan reißt er von Zuhause aus, schlägt sich aber echt gut und weiß sich zu helfen. Einerseits beeindruckte mich, wie er scheinbar mühelos mit der Situation zurechtkommt und sich Nahrung und Unterkunft besorgt, andererseits hat es mich auch sehr traurig gemacht, dass er überhaupt in dieser Situation ist und sich bei McDonalds Essensreste zusammenklauen muss. Ausgerechnet dabei lernt er Caitlin kennen, die ihn aus irgendeinem Grund nicht verachtend anschaut, sondern fasziniert ist von dem ungewöhnlichen Jungen, der zwar kein Geld für Essen hat, aber belesener ist als die meisten ihrer Mitschüler an ihrer Privatschule.

Der Stil des Buches ist so ungewöhnlich wie fesselnd, denn die Geschichte wird in Strophen erzählt, sehr kurz, prägnant und kurzweilig. Es ist dabei echt unglaublich, wie viel Gefühl und Handlung mit diesen wenigen Worten und auf den wenigen Seiten transportiert wird. Man erlebt nicht nur den zarten Beginn der ersten Liebe zwischen Billy und Caitlin und fühlt mit ihnen, sondern erfährt auch von Old Bills sehr berührendem, traurigen Schicksal, welches ihn auf die Straße und in die Alkoholsucht getrieben hat. Aber obwohl hier sehr ernste und emotionale Themen angesprochen werden, wird die Erzählung nie pathetisch oder drückt künstlich auf die Tränendrüse. Die Emotionen kommen trotz der wenigen Worte von ganz allein. Eben weil es klare Worte sind, die einen mitten ins Herz treffen.

Ungewöhnliche Charaktere, ein genialer Erzählstil und jede Menge Emotionen - ganz klar, ich fand das Buch wirklich toll und kann es den Jugendbuch-Fans unter euch nur ans Herz legen!


6 Kommentare:

  1. Hallo Friederike,

    vielen Dank für diesen Geheimtipp! Dieses Buch ist mir noch nie irgendwo begegnet, was mehr als schade ist, da es in der Tat nach einem sehr ungewöhnlichen und auch heftigen Jugendbuch klingt. Und optisch ist es natürlich auch klasse gestaltet.

    Interessant finde ich die Namensdopplung Billy/Bill. Da bin ich nun neugierig geworden, ob sich die beiden womöglich ähnlicher sind, als es zunächst scheint ...

    Viele Grüße und ein fabelhaftes Wochenende wünscht dir
    Kathrin

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  2. Liebe Friederike

    Vielen lieben Dank für den tollen Tipp zum Lesen und Miteinander-Lesen. Das Buch ist sofort auf meine Wunschliste gewandert und dies nicht zuletzt wegen deiner fantastischen Rezension und dem speziellen Cover.

    Alles Liebe
    Livia

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  3. Huhu,

    danke dir für die Rezension. Das Buch hatte ich irgendwie so gar nicht auf dem Schirm und es klingt trotz des ungewöhnlichen Erzählstils ziemlich toll. :)

    Liebe Grüße, Tine

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  4. Huhu Friederike
    Oh, mit diesem Buch habe ich auch schon geliebäugelt, gerade wegen der speziellen Form. Da mein SuB aber einfach so gross ist, habe ich es dann auf die Wartebank verbannt. Nun muss ich es aber wirklich auf meine Wunschliste packen, denn das klingt sehr vielversprechend.
    lg Favola

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  5. Ein Cover das ins Auge springt und ein ungewöhnlicher Erzählstil. Das muss ja mein Interesse wecken. Die Leseprobe ist schon auf meinem eReader. :)

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  6. HUhu :),

    das klingt wirklich nach einem faszinierenden Buch! Ich liebe ja Bücher, bei denen es kaum oder nur eine sehr nichtssaende Beschreibung gibt, so baut man keine falschen Erwartungen auf und kann umso mehr überrascht werden - so ging es mir schon bei "Der Junge im gestreiften Pyama", das hat das ganze erst recht emotional gemacht. Das Buch ist auf jeden Fall neuer Tel der Wunschliste jetzt, vielen Dank dafür!

    glg Franzi

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