Warum Bad Boys nicht einfach mal BAD sein können

So ihr Lieben, es ist mal wieder so weit: ich muss ein wenig Dampf ablassen. Passend zum Valentinstag geht es heute um die Liebe, bzw. um die heißen Buchcharaktere, denen wir beim Lesen verfallen. Unter denen gibt es immer mal wieder einen bestimmten Typus, auf den wohl alle Mädels und Frauen (und natürlich gerne auch Männer) stehen: Der Bad Boy


Ein schlimmer Junge/Mann mit zweifelhaftem Ruf, einer ultracoolen, unnahbaren und doch äußerst anziehenden Art, meist begleitet von diversen Mädels, die sich an ihn ranwerfen und jeder Menge Tattoos. Ein Typ, der einem Mädchen definitiv nicht gut tut. Ich will an dieser Stelle gar nicht mit psychologischen Erklärungsversuchen starten, warum wir uns so oft mehr zum sexy Bösewicht hingezogen fühlen als zum guten Helden auf dem weißen Pferd, sondern eher auf einen Misstand in der Literaturwelt hinweisen: 

Kaum trifft der Bad Boy auf die Hauptprotagonistin ist es um ihn geschehen - und er ist die längste Zeit ein Bad Boy gewesen. 
Fortan liest er seiner Liebsten jeden Wunsch von den Augen ab und lebt scheinbar nur noch, um seine Angebetete vor jeglichem Leid zu schützen. Bye bye, ehemals cooler Typ!


Scheinbar verspürt jedes Mädchen und jede Frau den Wunsch, den Bad Boy zu ändern. Aber sind wir mal ehrlich, im wahren Leben würde man damit wohl keinen Erfolg haben. Aus dem Player, der ständig rumschläft, wird nicht plötzlich ein liebevoller und trotzdem unheimlich sexy Familienvater. Unseren Lieblingsprotagonistinnen gelingt es jedoch natürlich immer, den heißen bösen Typen zum Besseren zu bekehren. Ist ja okay, auch der Bad Boy hat in den meisten Fällen Gefühle und klar freuen wir uns, wenn er diese auch zeigt und unsere Herzen dadurch nur noch höher schlagen lässt, oder?
 

Von HOT zu NOT

Der Spaß hört für mich allerdings dann auf, wenn der Bad Boy durch seine Liebe zu einem vollkommen anderen Menschen wird. Denn nur allzu oft wird aus dem ach so toughen Kerl ein kleiner verkappter Romantiker, der für seine Liebste sein ganzes bisheriges Leben hinter sich lässt und schnulzige Gedichte und Liebeslieder komponiert. Schlimmer noch, meist ändert er seine ganze Art total und verliert sich selbst! Fast immer geht's von HOT zu NOT und der einstmals stolze Tiger mutiert zum kleinen zahmen Schmusekätzchen. 

Negativbeispiele

Leider finden nur wenige Autor(innen) die richtige Balance zwischen treuem, nur seiner großen Liebe verfallenen Traumtypen und dem wilden, unabhängigen und nicht ganz so nettem Bad Boy - der Spagat gelingt in meinen Augen echt nur selten. Negativ-Beispiel gefällig? Da fallen mir sofort die Bücher von Abbi Glines ein, mit ihrem Paradebeispiel schlechthin: Rush Finley aus den "Rush of Love"-Büchern. Zu Beginn ein Player, wie er im Buche steht. Reich, gutaussehend, arrogant, jede Nacht eine Andere. Doch sobald seine Stiefschwester auftaucht, ist es damit vorbei. Denn Blaire ist einfach soooo unglaublich süß, lieb und hilfsbedürftig, dass sie Rushs Egomanen-Herz schmilzt. Fortan dreht sich alles nur noch darum, wie er Blaire glücklich machen kann. Selbst seine Freunde erkennen ihn kaum noch wieder und in Band 3 wurde es sogar so unheimlich zuckersüß, dass ich fast schon brechen musste :-P

Es geht aber auch anders

Es gibt aber auch ein paar Bad Boys, die es geschafft haben, nicht zum Weichei zu mutieren. Da wäre zum Beispiel Damon Salvatore aus der Tagebuch eines Vampirs-Reihe. Er hechelt seiner Liebsten nicht willenlos hinterher und lässt sich von Elena nicht in die Knie zwingen. Und er verbiegt sich nicht auf Teufel komm raus, um mit seinem Herzblatt zusammen zu sein, sondern bleibt, wie er schon immer war: ein unnahbarer Mistkerl. (Hierbei bitte beachten: ich habe nach Band 4 mit dem Lesen aufgehört, da kurz danach ein Ghostwriter die Geschichte weitergeführt hat. Falls Damon da zum Softie mutiert (oh bitte nicht!!!), gebt mir bescheid ).

Guys Comments PicturesUnd auch wenn es das Klischee des Bad Boy noch nicht gab, als das Buch geschrieben wurde (1936), kann man Rhett Butler aus "Vom Winde verweht" wohl durchaus auch als Bad Boy bezeichnen. Er sieht teuflisch gut aus, tut, was er für richtig hält, auch wenn es der Gesellschaft nicht gefällt, nimmt sich, was er will und ist äußerst beliebt bei den Ladys. Wer sich mit ihm einlässt, dessen Ruf ist ruiniert. Und weshalb Rhett ein Positivbeispiel für einen Bad Boy ist: er mutiert trotz seiner brennenden Liebe nicht zum Weichei. Und als er merkt, dass diese ihn langsam zu zerstören droht und er sich selbst verliert, zieht er die Reißleine und bringt sich mit dem Notfallschirm in Sicherheit. Und zählt vielleicht gerade deshalb zu den unvergesslichsten Buchcharakteren aller Zeiten!

Ist der Bad Boy gar kein Bad Boy?

Oder ist der Bad Boy vielleicht von Anfang an nur eine Illusion? Ist er eigentlich vielmehr schon immer die liebeshungrige und verletzliche Seele gewesen, die wir am Ende des Buches kennenlernen und sein Image war nur eine Fassade? Je mehr New Adult-Bücher ich lese, desto mehr verfestigt sich dieser Eindruck. Leider :-(


Ehrlich, ich finde es wirklich ermüdend, meist schon rein vom Klappentext her ahnen zu können, dass der Bad Boy nicht lange ein solcher bleiben wird. Ich will ja gar nicht, dass sie sich wie gemeine Schweine benehmen, aber zum willenlosen Weichei müssen sie doch auch nicht gleich mutieren, oder?


Also liebe Autoren, lasst den Bad Boy doch einfach mal Bad Boy sein!


Könnt ihr mir weitere Beispiele nennen? Von welchem Bad Boy wurdet ihr enttäuscht, weil er einfach nicht das hält, was der Name verspricht?

13 Kommentare:

  1. Toller Artikel! Du hast das Ganze wirklich gut auf den Punkt gebracht. Ich finde diese Bad-Boy-wird-zu-Softie-Sache auch furchtbar. Ich gehöre zwar nicht (mehr) zu jenen, die sich in Filmen, Serien oder Büchern für den Bad Boy interessieren (vielleicht weil ich - wie du oben anmerkst - festgestellt habe, dass sich im realen Leben kein Junge SO um 180 Grad wenden würde). Aber dennoch ärgere ich mich immer, wenn ich sehe, dass der Bad Boy plötzlich zum vorbildlichsten Jungen der Welt wird. Vor allem, wenn diese Verwandlung von heut auf morgen passiert. Das ist so unglaubwürdig - und ganz ehrlich: wer will einen Mann (oder auch eine Frau), der sich plötzlich so drastisch ändert und nicht mehr der ist, in den man sich verliebt hatte?! Abgesehen davon, dass es auch traurig ist, wenn jemand sich so sehr ändert, dass die besten Freunde ihn nicht mehr wiedererkennen.

    Meinem Eindruck nach ist es dieses "Bad Boy turns good" gerade bei Teenie-Geschichten total beliebt - oder zumindest fällt es mir dort häufiger auf als in Büchern für ältere Zielgruppen. Und jedesmal, wenn ein Klappentext so etwas auch nur andeutet, lege ich das Buch sofort zur Seite und mein Interesse ist verflogen. Das Positive daran: So spar ich Geld ;)

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  2. Sehr schöner Artikel, sehr passend zum Valentinstag!! ;)

    Mal ehrlich, in Büchern finden wir die Bad Boys doch viel interessanter als die Jungs, die alles für ihr Prinzesschen tun, egal wie sie sich aufführt. Und dass diese spannenden Typen plötzlich genau so werden? Das ist doch langweilig!! Ich möchte im realen Leben niemals mit so einem Bad Boy zusammen leben wollen, das wär mir viel zu anstrengend- aber deshalb lese ich doch Bücher und träum mich da gern in eine andere Welt.

    Wir Frauen sind aber auch schlimm- wissen wir überhaupt, was wir wollen?? Cool soll er sein, unnahbar- das zieht uns an... aber wenn wir dann mit ihm zusammen sind, dann möge er doch bitte der Prinz sein! Die armen Männer!

    Ich finde es gut, wenn der Charakter einer Romanfigur sich über das Buch hinweg verändert, aber doch bitte in nachvollziehbarem Maß.

    Ich habe die ganze Zeit überlegt, ob mir auch so jemand aus den Büchern einfällt, stelle aber fest, dass ich einfach viel zu wenig in diese Richtung lese. ^^

    Ich bin gepannt, wie sich Warner im dritten Teil von Tahereh Mafi verändert- bleibt er der böse Junge oder wird er ein Weichspüli und bekommt Juliette trotzdem nicht?

    Liebste Grüße,
    Claudi

    P.S.: Gibt übrigens eine nette Simpsonsfolge, in der genau dieses Thema angesprochen wird und Lisa sich total in den plötzlich furchtbar arroganten und unnahbaren Millhouse verliebt, den sie sonst schrecklich langweilig findet. Kam erst neulich im Fernsehen. ;)

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  3. jaja wir haben es nicht leicht. Man muss halt den Spagat zwischen Arsch und Arschkriecher schaffen als Mann ;-)

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    1. Richtig Oli,

      das scheinst du ja ganz gut hinzubekommen! *hihihi*

      Liebste Grüße von der Ostsee! ;)

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  4. Grandioser Beitrag =). Wirklich immer das gleiche mit diesen Bad Boys ^^. Ih befürchte fast, Damon Salvatore ist da keine Ausnahme mehr, denn zumindest am Ende von Staffel 4 und zu Beginn von Staffel 5 hat er stellenweise die Grenze zum Softie schon überschritten. Er bewahrt sich noch was düsteres, aber zum richtigen Bad Boy taugt er aktuell nicht mehr :-P. Dann doch lieber gleich Jeremy =)

    LG
    Anja

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  5. WORD! :D
    Pfötchen hoch - High Five auf diesen Beitrag :3

    Rush Finley wurde zu einem braven, folgsamen Hündchen. FÜRCHTERLICH - hab mich das ganze Buch über aufgeregt und war auch mit ein Grund weshalb ich die Reihe aufgegeben habe.

    Aber wenn die Bad Boys eben richtig Bad sind, ists auch nicht gut. Gutes Beispiel: Warner (von Frau Mafi)

    Die richtige Balance zwischen den Seiten wäre halt perfekt. Aber das hinzukriegen fällt auch den Autoren sehr schwer.. dann kommt halt so ein Rush Langweily heraus. :D

    LG Sarah

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  6. Das ist mir in letzter Zeit auch aufgefallen. Fast alle Typen in der Young-Adult Literatur werden als "unnahbar", "verschwiegen" und "düster" bezeichnet. Und als dann die (meist langweilige) Protagonistin auftaucht, in die er sich (aus unerfindlichen Gründen) verliebt, verändert er sich total und will sie vor dem Bösen beschützen. Einer der Gründe wieso ich nur noch selten YA Bücher lese. Wie wär's mal zur Abwechslung mit einem Typ der von Anfang an ein Softie ist?

    Toller Artikel! :)
    LG Boncuk

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  7. Spontan kann ich dir komischerweise gar kein Beispiel nennen, dabei habe ich mich genau darüber schon so oft geärgert - Bad Boys, die zu Heulsusen werden. Ich will ja auch nicht behaupten, dass Männer keine Gefühle zeigen dürfen, und auch Schwächen gehören dazu, aber im ganzen YA, All Age, Jugend, was-auch-immer-Bereich mutieren die Jungs immer gleich zu verweichlichten Jammerlappen.
    Jetzt fällt mir doch noch was ein: Jace von City of Bones. Mit jedem Band ging er mir mehr auf den Wecker, obwohl ich ihn anfangs sehr mochte.

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  8. Mhm ja ich finde auch, dass die plötzliche Wandlung in Romanen ziemlich unauthentisch ist, vorallem weil sich da viele Mädchen einfach dumme Hoffnung machen und nicht checken wenn ein Typ sie nur verarscht. Ich liebe solche Bücher aber! Vergesse aber dabei nicht, dass es nur Fiktion ist. Solange der Bad Boy ein Patch Cipriano, oder ein Jace Wayland ist, der auch danach seine Art nicht völlig aus dem Fenster wirft, dann ist das bei mir schon die halbe Miete für ein Buch, was ich mag.

    Kennst du Firelight? Dort mutiert der überaus tolle Will zum Edward, was ich einfach sooo schade finde, weil ich ihn im ersten Band einfach geliebt habe. Und Rush of Love sind so oder so richtig schlechte Bücher, meiner Meinung nach. Vielleicht ne Unterhaltung für zwischendurch aber mit ner guten Trilogie hat das echt wenig zu tun :)

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  9. Du hast absolut Recht, es nervt wirklich, wenn die nachher so verweichtlicht sind. Ich meine klar finde ich es nciht schlecht, wenn Charakter im Buch eine kleine Veränderung durchmachen, aber doch nicht so unrealistische...
    Naja, toller Post :)
    LG Jana

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  10. Ein sehr interessanter Artikel, gut geschrieben. Ich muss allerdings zugeben, dass ich Bad Boys ohnehin nicht so mag! Ich denke mir da meist: was für ein Mistkerl, warum soll das sexy sein?! ;-)

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  11. Ein toller Beitrag! Manchmal nervt es wirklich gewaltig, wenn der Bad Boy auf einmal zum Langweiler mutiert.

    Allerdings denke ich, dass der Bad Boy selbst vermutlich ein reiner Mythos ist. Die meisten Männer mit Bad Boy Allüren werden wohl einfach von dem angezogen, was sie nicht kriegen können. Daher interessiert sich diese Sorte Mann oft für Frauen, die von ihresgleichen absolut nichts wissen wollen. Frauen, die ihnen in Scharen hinterherrennen, kennen sie ja schon genug. Deshalb ist meine Theorie, dass sie zum Schmusekater mutieren, falls so eine Frau doch einmal nachgibt.

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  12. Klasse Artikel!
    Ich kann dir nur zustimmen...auch wenn ich zugeben muss, das mir das bis jetzt gar nicht einmal SO schlimm aufgestoßen ist.
    Schlimmer finde ich es, wenn das Mädchen/Frau auftaucht und immer die gleichen Eigenschaften aufweisen: Naiv (meist ZU naiv O.o), wunderschön, glaubt es aber selbst nicht und "normal" *hust*. Natürlich stehen dann meist sofort mind. 2 Typen (meistens ist ein BadBoy dabei) auf sie und erst nach 300 Seiten sieht sie ein, dass sie immer schon toll war und - da haben wir es wieder - der Bad Boy die einzig wahre Liebe für sie ist *gääähn*

    Toller Beitrag jedenfalls! Das mit dem Bad Boy nervt zwar auch, aber meistens schießt aber die naive Protagonistin den Vogel ab...aber ich bin ja selbst schuld, wenn ich immer wieder dieses Genre lese xP

    Alles Liebe,
    Tiana

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