Caro rezensiert: Nach dem Regen von Jon McGregor

Hey ihr Lieben, heute gibt es wieder Nachschub von meiner kleinen Schwester Caro. Da sie ebenso gerne Bücher verschlingt wie ich, dachten wir uns: warum nicht auch ihre Meinung hier präsentieren? Immerhin könnt ihr davon ja nur profitieren ;-) Caro liest nämlich oftmals andere Bücher als ich, obwohl wir uns unsere Liebe zu Skulduggery Pleasant teilen :-) Heute stellt uns Caro einen Roman aus dem Jahre 2005 vor: Nach dem Regen von Jon McGregor.

----------


„Mach die Ohren auf, dann hörst du es: die Geräusche der Stadt, der Straße des Lebens.“


Der Tag beginnt wie jeder andere. Es ist der letzte Tag des Sommers in einer namenlosen Straße, irgendwo in England: Menschen voller unbekannter Geschichten, uneingestandener Liebe und dunkler Geheimnisse erwachen. Doch läuft jedes Detail auf ein schreckliches Ereignis hinaus, das diesen Tag für immer ins Gedächtnis brennen wird…


(Quelle: Amazon)





                                                              Caros Meinung                                                             

Gut, der letzte Satz des Buchrückens ist für meinen Geschmack ein wenig reißerisch, und dennoch, besser kann dieses Buch nicht zusammengefasst werden. Ich versuche es trotzdem ;)

Das Buch ist aus zwei Perspektiven geschrieben, die jeweils in Gegenwart und Vergangenheit wechseln. In der Gegenwart verfolgen wir die Geschichte aus der Ich-Perspektive einer jungen Frau, deren Leben gerade etwas holprig verläuft: Freundschaften und die Beziehung zu ihren Eltern fallen ihr schwer, ihr Arbeitsleben verläuft monoton, alles fühlt sich dumpf an. Sie versucht sich zu erinnern an den einen Moment. Diesen einen Moment, der die Leben der Menschen einer Straße für einen schockierenden Moment zusammengebracht hat. An den jungen Mann aus einem anderen Haus und was wohl aus ihm geworden ist. Sie begibt sich auf die Suche und findet den Bruder des jungen Mannes, der scheinbar nur darauf wartet, das bisher unausgesprochene Geheimnis dieses Momentes preiszugeben.

In der Vergangenheit präsentiert uns ein nahezu allwissender Erzähler die Leben der Bewohnerinnen und Bewohner dieser Straße, in der einst auch die junge Frau gelebt hat. Diese Vielfältigkeit der Leben, ein alleinerziehender Vater mit seiner Tochter, deren Frau bei einem Feuer umgekommen ist, die Zwillinge aus Haus Nummer 19, die auf der Straße so gerne Kricket spielen, der Büromensch, der versucht aus seinem Alltag auszubrechen, steht in krassem Kontrast zum anfänglich faden Leben der jungen Frau in der Gegenwart. Nur langsam lüftet sich das Geheimnis um diesen einen mysteriösen Moment, den die junge Frau nie ganz vergessen konnte. Und auch ihr gegenwärtiges Leben wird von einem Geheimnis bestimmt, dass sie bisher noch Niemandem anvertraut hat.

Anhand meiner Zusammenfassung des Buches merkt ihr schon, es ist alles ganz schön mysteriös J Der Stil des Buches ist fast schon prosaisch und verstärkt dieses mysteriöse Moment noch. Dieser eine Augenblick, von dem die ganze Zeit die Rede ist, wird gleich zu Beginn angedeutet und ist immer wieder in die Geschichte eingeflochten. Die Erlösung (und wenn es endlich soweit ist, ist es wirklich eine kleine Erlösung) und die Aufklärung des mysteriösen Augenblickes hat sich der Autor bis zum letzten Kapitel aufgehoben. Es hat mich, ehrlich gesagt, wie einen kleinen Schlag getroffen, so dass ich ziemlich verblüfft und mit einem kleinen Schock das Buch zugeklappt habe und es am liebsten gleich noch einmal gelesen hätte um die Andeutungen von Anfang an zu verstehen – alle, die die „Turm-Reihe“ von Steven King gelesen haben, kennen dieses Gefühl nur zu gut ;) Beim Lesen kam ich mir manchmal wie ein Eindringling vor, der unsichtbar die Häuser der Menschen betritt und ungefragt ihre Geheimnisse beim Herausgehen mitnimmt. Da diese Geheimnisse und Geschichten oft auch tragisch oder traurig sind, ist das Lesen auch ein wenig schmerzhaft. Und doch konnte ich das Buch nicht weglegen, es ist einfach sprachlich schön und spannend geschrieben.

Ich habe „Nach dem Regen“ von Jon McGregor größtenteils am Strand gelesen und glaube, dass dieses Buch ein perfektes Urlaubsbuch für den Sommer ist. Auf meiner Liste für diesen Sommer steht deshalb auch unbedingt „This Isn’t The Sort Of Thing That Happens To Someone Like You“, das der Autor 2012 veröffentlicht hat.


Nach dem Regen - Jon McGregor
Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 1., Aufl. (Februar 2005)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3608937323
vergriffen


2 Kommentare:

  1. Eine klasse Rezension! Ich finde es super, dass ihr hier auch ältere Titel besprecht. Das machen irgendwie die wenigsten Blogs - ist aber genau das, nach dem ich immer suche und ich liebe es einfach, ältere Bücher zu entdecken. :D Und ich finde es auch cool, dass deine Schwester hier mit rezensiert! Ich habe meine kleine auch mal dazu abgestiftet sich einen Blog aufzubauen. Das hat sie dann so 2 Monate durchgehalten, war aber am Ende ohne Leidenschaft und Lust dabei und hat es daher auch schnell wieder aufgegeben. Das ist definitiv eine bessere Variante und ich freue mich auch schon auf weitere Rezensionen!

    Liebste Grüße,
    Nazurka

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich krame leider auch viel zu selten ältere Schätze raus, dabei steckt mein Regal voller ungelesener Bücher, die in den letzten Jahren erschienen sind.
      Hehe, eben deshalb schreibt Caro auch nur ab und zu mit, damit sie motiviert bleibt :-D

      Löschen

Für die erforderliche Zuordnung des Kommentars werden personenbezogene Daten von dir gespeichert, nämlich Name, E-Mail und IP-Adresse. Durch das Absenden des Kommentars erklärst du dich hiermit einverstanden.